Mittwoch, 21. September 2011

Erinnerungen an die Kindheit und Schulzeit in Düsseldorf

Erinnerungen
von Regina Walter

"Ich wurde 1947 im Vinzenz Krankenhaus in Düsseldorf geboren.
Auch mein Vater, der erster Polizeihauptkommissar und Leiter des linksrheinischen Schutzbereichs VI war, ist waschechter Düsseldorfer und darauf immer sehr stolz gewesen. Anlässlich seines ungewöhnlichen 4o-jährigen Dienstjubiläums wurde er von verschiedenen Journalisten interviewt. „Ich freue mich, dass ich als Düsseldorfer auch immer in Düsseldorf Dienst getan habe“ bekennt er wörtlich. Aus den Zeitungsberichten habe ich die mündlichen Aussagen (z.B. RP Bei uns in Oberkassel, Niederkassel… vom 13.11.1981) übernommen und so das Gespräch zwischen Vater und Tochter „nacherzählt“.
Meine Erinnerung an die unfreundliche Kopfnuss der Lehrerin Wolf und des darauf folgenden Unterrichts meines Vaters in der Schule ist genau wie beschrieben, geschehen."


„Sag mal, Vati, wie bist du zur Polizei gekommen?“
„1945 kam ich aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Ich hatte Glück. Mein Vater, dein Großvater, war damals 1. Polizeisekretär der Stadt Gerresheim und seit deren Eingemeindung 1910 in Diensten der Stadt Düsseldorf. Er stellte mich dem damaligen Polizeioberst Rost vor. Nach bestandener Kurzprüfung kam ich im Februar 1946 zur Polizei.“
„Da warst du gerade mal 21 Jahre alt und Mutti 20. Elisabeth war auch schon auf der Welt.“
„Ja, der Anfang in den damaligen Notzeiten war ganz schön hart für deine Mutter und mich.“
„Erzähl doch mal, wie es weiterging.“
„Auf Schusters genagelten „Rappen“ begann mein Polizeidienst, später dann fuhr ich mit dem Fahrrad. Zu Anfang hatte ich noch nicht einmal eine Polizeiuniform, sondern trug am linken Ärmel eine Armbinde mit der Aufschrift „Military Gouvernement Police“. Die so genannte Uniform bestand aus zusammen gestoppelten Kleidungsstücken. Heute würde kein Mensch mehr so etwas anziehen. Meine Tagesverpflegung bestand aus einem matschigen Maisbrot. Reichhalter war die tägliche Dienstzeit, die dauerte 12 bis 18 Stunden.“ 

„Unvorstellbar. Gibt’s die Armbinde noch?“

„Keine Ahnung.“

„Ein paar Jahre später, als Du im Polizeipräsidium Leiter der Funkleitstelle warst, habe ich dich gerne besucht. Obwohl des dort einen Paternoster gab, der mir unheimlich war. Ich durfte dir manchmal den Henkelmann mit dem warmen Mittagessen bringen.“ 

„Ja, auch da hatte ich wieder großes Glück. Meine im Militärdienst erworbenen Funk-Kenntnisse verhalfen mir ins Polizeipräsidium. Dort begann ich den Aufbau und Betrieb des Stadtfunks zu organisieren. Dazu gehörten die ersten drei Peterwagen der Stadt Düsseldorf.“

„Wohnten wir da ja schon auf der Weberstraße?“ 

„Ja. So langsam ging es uns und anderen Familien etwas besser. Trotzdem wären wir ohne den zusätzlichen Lohn, den deine Mutter nach Hause brachte, nicht so gut über die Runden gekommen.“ 

„Ich fand es toll, dass du dann immer für uns gesorgt hast. Deine Schnittchen waren die allerleckersten auf der Welt.“

„Daran erinnerst du dich noch?“

„Weißt Du noch, als ich mal heulend aus der Schule nach Hause kam? Fräulein Wolf hatte mir mit ihrem Siegelring eine Kopfnuss verpasst, weil ich im Unterricht gestört habe“. 

„Mh, wie ging’s weiter?“ 

„Ich habe mich bei dir ausgeheult. Die war so ungerecht zu mir.“ 

„Ach, ja! Ich bin dann zu ihr hingegangen und habe mich beschwert.“ 

„Und dann bat sie dich, in meiner Schulklasse Verkehrsunterricht zu halten. Du bist in deiner Uniform gekommen, hast vor meiner Klasse gestanden und über Verkehrsregeln und gesprochen. Ich war total stolz auf dich!“


Henkelmänner. Some Rights Reserved Claus Ableiter.

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